Informationen zu den Gewinner*innen der Auszeichnung für behinderte Journalist*innen 2024

Preis Louisa Band

Preis Artin Madjidi

Sonderpreis Lisa Steiner

Stipendium Matthias Keck

Stipendium Britta Bauchmüller

Preise

Louisa Band

Louisa Band erhält den Preis für ihren konstruktiven und lösungsorientierten Beitrag "Wie inklusiv sind Start-ups?", erschienen am 8. Februar 2024 in Zeit Campus. Bei den Recherchen unterstützten sie ihr Kollege Paul J. Hildebrandt und ihre Kommilitonin Katharina Hermes. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.

Information zum prämierten Beitrag

Band beschreibt in ihrem Text das System von Start-up-Unternehmen, die teilweise Behinderte aus Werkstätten unter ungerechten Bedingungen beschäftigen.

In Deutschland arbeiten mehr als 300.000 Menschen in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Aber sie sind nicht angestellt, sondern nur beschäftigt. Sie dürfen nicht streiken, sie haben kein Recht auf einen Betriebsrat und sie bekommen oft keinen Mindestlohn. 

"Wie inklusiv sind Start-ups?", ZEIT Campus, Nr. 2 Februar/März 2024

Begründung der Jury

"Der Beitrag zeigt, wie wichtig es ist, dass nicht alles, was gut aussieht auch gut sein muss, sondern dass es wichtig ist, die gesellschaftlichen Strukturen zu hinterfragen. Das ist der Autorin sehr gut gelungen. Der Beitrag ist ein gutes Beispiel dafür, dass Vielfalt im Journalismus neue Perspektiven schafft", sagt Jurymitglied Christiane Link.

Zitat von Louisa Band

Zitat von Louisa Band

"Ich fühle mich sehr geehrt, den Preis für meine Arbeit in diesem Jahr zu erhalten. Die Etablierung des Preises ist für mich ein großer und bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Der Preis für Journalisten mit Behinderung ist ein Zeichen an alle Redaktionen, denn die Preisträger*innen zeigen allesamt, dass es uns behinderte Journalist*innen gibt, und dass wir hervorragende Arbeit leisten."

Informationen zu Louisa Band

Louisa Band

geboren am 23.04.2000 in Hamburg

Freie Journalistin

Werdegang

  • Universität Hamburg – M.A. Journalistik und Kommunikationswissenschaft (seit 2022) Studium der Journalistik und Kommunikationswissenschaft, angestrebter Abschluss: Master of Arts 2025
  • Universität Hamburg – B.A. Politikwissenschaft Studium der Politikwissenschaft, Bachelor of Arts 2022 Abschlussnote: 1,9
  • 12/2021 Freie Autorin – ZEIT Campus Arbeit als Redakteurin. Recherche, Texten, Interviewführung
  • 10/2021 Praktikum – ZEIT Campus / ZEIT Online Praktikum als Redakteurin. Recherche, Texten, Interviewführung
  • 04/2019 Projekt 100x100 Blog Universität Hamburg. Veröffentlichung von Artikeln, Recherche, Interviewführung
  • 07/2017 Leitung der Schülerzeitung, Betreuung jüngerer Schüler*innen, Texten, Interviewführung
  • 10/2016 Praktikum – Hamburger Abendblatt Praktikum als Redakteurin. Recherche, Texten, Büromanagement, Layouten, Korrekturlesen
  • 10/2015 Praktikum – NDR 90,3 Praktikum als Redakteurin. Recherche, Büromanagement, Texten, Interviewführung 
  • 02/2015 Praktikum – RTL Nord Praktikum als Redakteurin. Recherche, Interviewführung, Texten

 

Kurzinterview mit Louisa Band

Louisa Band, freie Journalistin

Was bedeutet der Preis für Sie?

Ich fühle mich erst einmal sehr geehrt, den Preis für meine Arbeit in diesem Jahr zu erhalten. Die Etablierung des Preises ist für mich ein großer und bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Ich beobachte es schon seit Jahren, dass Redaktionen nicht das Bild unserer Gesellschaft abbilden. Um eine vielfältige Auswahl an Beiträgen zu schaffen, bedarf es einer ebenso bunten Redaktion. Wenn sich ein Medienunternehmen zwischen zwei Bewerber*innen entscheiden muss und eine*r von beiden eine Behinderung hat, sind die Zweifel oft groß. Plötzlich kommen Fragen auf wie: Sind unsere Räume barrierefrei? Die Veränderung scheint zu gravierend, vielleicht sogar zu kompliziert und so wird die Person ohne Behinderung eingestellt. Der Preis für Journalisten mit Behinderung ist ein Zeichen an alle Redaktionen, denn die Preisträger*innen zeigen allesamt, dass es uns behinderte Journalist*innen gibt und dass wir hervorragende Arbeit leisten. 

Was war Ihre Motivation für den ausgezeichneten Beitrag?

Ich wusste schon früh, dass ich einmal journalistisch arbeiten möchte. Dabei habe ich mir immer vorgenommen, dass ich Missstände aufdecken, und Menschen eine Stimme verleihen möchte, die nicht für sich selbst sprechen können. Genau das habe ich mit dem Artikel versucht. Neben meiner Arbeit als freie Journalistin, bin ich zusätzlich als Künstlerin tätig und hatte vor einiger Zeit eine Kooperation mit einem Berliner Start-Up (Karma Kollektiv Berlin), die ebenfalls mit WfbMs zusammengearbeitet haben und ihre Kooperation mit der Zeit kritisch hinterfragt haben. Dadurch bekam ich mit, dass viele junge Unternehmen von einer Zusammenarbeit mit Werkstätten für behinderte Menschen (WfbMs) profitieren und sich damit als besonders inklusiv ausgeben. Eine Zusammenarbeit, der ich weiter auf den Grund gehen wollte, wobei es mir besonders wichtig war, alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen. 

Was, denken Sie, bedeutet der Preis für Ihre journalistische und berufliche Zukunft?

Ich hoffe, dass ich durch den Preis zukünftig mit noch mehr Redaktionen zusammenarbeiten darf. Vielfältige Themen sollten in jedem Medium vorkommen und ich bin definitiv bereit, meinen Teil zum Wandel beizutragen. Es gibt noch so viele Themen, die ich bearbeiten und recherchieren möchte. Vielleicht eröffnen sich mir hiermit neue Plattformen, um genau das zu tun.

Artin Madjidi

Artin Madjidi erhält einen Preis für den Beitrag "Rette sich, wer kann – wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen versagt", erschienen am 11. Juli 2023 bei andererseits. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.

Der Beitrag ist mit einem inklusiven Team von sechs Personen entstanden. Die Moderator*innen Artin Madjidi und Clara Porák recherchierten auch und sind im Film zu sehen. Die anderen vier Personen waren im Hintergrund: Regie und Drehbuch führte Katharina Brunner, die Produktionsleitung hatte Patricia McAllister-Käfer, Emilia Garbsch war verantwortlich für Recherche und Drehbuch, den Schnitt machte Arthur Moussavi-Wagner. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit der Filmproduktionsfirma "Henx".

Clara Porák

Katharina Brunner

Patricia McAllister-Käfer

Emilia Garbsch

Arthur Moussavi-Wagner

Information zum prämierten Beitrag

Artin Madjidi und Clara Porák sprechen in dem bewegenden Film mit Betroffenen der Flutkatastrophe im Ahrtal, die Angehörige oder Freunde verloren haben, und Expert*innen und Verantwortlichen. Hätte der Tod der zwölf Menschen mit Behinderungen verhindert werden können? Funktionierte der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen? Hat sich etwas seit der Flutkatastrophe verändert?

"Rette sich wer kann – wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen versagt" andererseits, 11.07.2023

Begründung der Jury

"Im Journalismus geht es unter anderem darum, Missstände in der Gesellschaft sichtbar zu machen, Betroffenen eine Stimme zu geben und Lösungsansätze aufzuzeigen. Das ist mit dem Beitrag 'Rette sich wer kann – wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen versagt' mehr als geglückt", sagt Laura Lindemann.

Zitate von Artin Madjidi und Co-Moderatorin Clara Porák

Artin Madjidi

"Der Preis zeigt: Die Politik soll die Schutz-Maßnahmen nochmal durchgehen, dann sind auch Menschen mit Behinderungen sicher."

Co-Moderatorin Clara Porák:

"Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung. Sie zeigt, dass kritischer Journalismus von Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam gemacht werden kann."

Informationen zu Artin Madjidi

Artin Madjidi

geboren am 19.08.2001 in Teheran

Redakteur andererseits

Werdegang

  • Seit 08/2023 Teilnehmer im Projekt P.I.L.O.T. von Integration Wien/ Begleitung am Weg in meine Zukunft
  • Seit 09/2020 Journalist bei „andererseits“/ Aufgaben: Interviews führen, Texte Schreiben (Newsletter), Videos/Dokus, Recherche, Mitarbeit an der Doku “Rette sich wer kann”. 
  • 2016 Praktikum in einem Café
  • 2015 Praktikum in einer Trafik
  • 2019-2022: Berufsqualifizierung Assist 4 you. 1150 Wien.

Kurzinterview mit Artin Madjidi

Artin Madjidi, Redakteur andererseits

Was bedeutet der Preis für Sie?

Wir machen bei andererseits unabhängig Beiträge. Wir haben ein Thema angeschaut, dass andere Medien oft vergessen: Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen. Durch den Preis wird das Thema sichtbarer. Das ist toll. Der Preis ist auch eine tolle Belohnung für die Arbeit und die harten Drehtage.

Was war Ihre Motivation für den ausgezeichneten Beitrag?

Ich wollte gerne auch einmal eine Doku moderieren. Ich beschäftige mich viel mit dem menschengemachten Klimawandel. Das Thema ist mir wichtig. Zu Klimaschutz gehört Katastrophenschutz dazu. Aber Menschen mit Behinderungen werden dabei oft vergessen. Das zeigen wir im Film. Mir war wichtig, dass die Politik und die Einrichtungen mehr darüber nachdenken und mehr machen.

Was, denken Sie, bedeutet der Preis für Ihre journalistische und berufliche Zukunft?

Vielleicht werden wir damit berühmter. Ich würde andererseits gerne hauptberuflich machen. Dafür fehlt gerade noch das Geld. Ich hoffe, dass wir größer werden. Ich will dort als Journalist arbeiten bis ich in Rente gehe. Ich hoffe das klappt.

Lisa Steiner

Die freie Journalistin Lisa Steiner erhält einen Sonderpreis für ihren Beitrag "Margen … mag man eben", erschienen am 13. Dezember 2023 in der Wochenzeitung Falter. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.

 

Information zum prämierten Beitrag

Lisa Steiner schreibt in ihrem investigativen Text "Margen … mag man eben" über die in Wien stadtbekannte Familienvilla – die Manner-Villa. Der Prachtbau stand für eine Ära, in der Kakaoschnitten zu Wahrzeichen einer Stadt werden konnten und die Familie dahinter zu einer Dynastie. Nach dem Tod Carl Manners, Enkel des Gründers, wollen zwei Investoren in der Villa Luxuswohnungen bauen. Doch zwei Wochen vor Ablauf der Baubewilligung wird noch nicht gebaut.

"Margen... mag man eben", Wochenzeitung Falter, Ausgabe 50/23, Seite 44-45, 13.12.2023

Begründung der Jury

Die einhellige Jury-Begründung ist, dass die Journalistin Louisa Steiner eine investigative Recherche zu einem Thema durchgeführt hat, das nichts mit Behinderung zu tun hat.

Zitat von Lisa Steiner

Zitat von Lisa Steiner

"Ich habe eine investigative Recherche eingereicht - um zu zeigen, dass behinderte Journalist*innen nicht nur über Behinderung schreiben. Diskriminierung und Missachtung der Menschenrechte von Menschen mit Behinderung sind kein Thema ausschließlich für behinderte Journalist*innen. Diese Missstände müssen ein Thema für ALLE Journalist*innen sein! Leider ist das weder in der Branche, noch in der Gesellschaft angekommen. Ich habe das Gefühl, oft wird von mir erwartet, dass ich mich ununterbrochen mit Behinderung beschäftige. Aber ich schreibe ja auch nicht nur über Frauen, weil ich eine bin und ich kenne queere Journalisten, die sogar über Politik schreiben (Achtung, Ironie!). Was ich sagen will: Macht Redaktionen endlich zu inklusiven Arbeitsstätten! Es gibt so viele tolle Journalist*innen mit Behinderung, man muss sie nur arbeiten lassen. Außerdem: Behinderung macht oft arm. Freier Journalismus macht nicht reich. Behinderte Journalist*innen, die als Freie arbeiten, weil Redaktionen zu wenig inklusiv sind, sind somit doppelt benachteiligt. Ich freue mich sehr, dass die Jury mit Ihrer Auszeichnung für meine Einreichung den Fokus auf wichtige Schieflagen legt."

Informationen zu Lisa Steiner

Lisa Steiner, MA BA

geboren am 21.07.1982 in Krems an der Donau

freie Journalistin

Werdegang

  • 2006-2024 Freie Journalistin in Berlin und Wien Recherche, Reportagen, Berichte und Audio-Beiträge für verschiedene Medien, z.B.: anderseits.org, Ö1, Falter, Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Heute, Wienerin, BBC, Bayern3 …
  • 04/2016-10/2016 Pressesprecherin Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 
  • 05/2010-08/2013 Redakteurin Lokales/Chronik/Politik bei Heute
  • 02/2007-12/2009 Radio Ö1 Redakteurin & Moderatorin Nachrichten/Chronik Vorbereitung und Moderation aktueller Nachrichtensendungen (Länge: bis zu 20 Minuten), Chronik-Nachrichtenbeiträge, ein paar Leporellos
  • 09/2005-12/2006 Radio Wien Redakteurin/Reporterin
  • 04/2004-07/2005 Puls TV (heute: Puls4/Pro7-Austria-Group) Videojournalistin
  • 08/2001 Praktikum Verlagsgruppe NEWS

Ausbildung

  • 2020-2023 BA Soziale Arbeit, Medicalschool Berlin mit Auszeichnung 
  • 2017-2018 Ausbildung Systemisches Coaching bei der Coaching Spirale Berlin
  • 2006-2008 MA Qualitätsjournalismus, Donauuniversität Krems mit Auszeichnung
  • 2004 Ausbildung zur Videojournalistin und sendungsverantwortlichen Producerin, PULS TV
  • 2001 Matura, mit Auszeichnung BRG Krems Ringstraße

Sonstiges

  • Erfahrung in der Anleitung einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit psychischen Problemen (zwei Jahre, in Berlin)
  • Erste Klient*innen-Erfahrungen als systemischer Coach
  • Sprechen in TV/Radio – professionelle Ausbildung (ORF Radio)
  • Regelmäßig journalistische Weiterbildung – zum Beispiel „Gender and media“, Storytelling, Einfache Sprache, Interviewtraining
  • Podcast-Erfahrung
  • Ausbildung zur Tutorin (ÖH)

 

Kurzinterview mit Lisa Steiner

Lisa Steiner, freie Journalistin

Was bedeutet der Preis für Sie?

Der Preis bedeutet mir persönlich viel, es ist mein erster. Ich bekomme ihn in einer Phase, in der es für Freie auf dem Markt extrem schwierig ist, noch mehr für Freie mit einer Behinderung. Ich hoffe auch, dass die Auszeichnung Aufmerksamkeit auf Journalist*innen mit Behinderung lenkt - und vielleicht Redaktionen neugierig macht: auf uns und inklusives Arbeiten.

Was war Ihre Motivation für den ausgezeichneten Beitrag?

Ich wollte an einem Beispiel aufzeigen, wie der Ausverkauf von Wiens nicht-denkmalgeschützten Villen am Stadtrand abläuft, wie Immobilien-Haie Sachen finanzieren, … und außerdem hat es mich einfach interessiert, wie es sein kann, dass seit Jahren wo angeblich gebaut wird und keiner „weiß nix“, warum genau nichts passiert. Und dann steht da noch dieses verwunschene, alte Haus … mit der ganzen Geschichte. Wenn das nicht mehr als ein Recherche-Ansporn ist.

Was, denken Sie, bedeutet der Preis für Ihre journalistische und berufliche Zukunft?

Ich weiß es nicht. Eine berufliche Zukunft in der Branche hängt von so vielen Faktoren ab. Persönlich gibt mir der Preis Kraft, meiner großen Liebe - dem Journalismus - weiter treu zu bleiben. Das klingt voll kitschig. Aber Journalist*in bist du - 24/7 oder nicht. Man geht mit einem anderen Blick durch die Welt. Ich liebe es.

Stipendien

Matthias Keck

Der Redakteur der Landshuter Zeitung, Matthias Keck, erhält mit seiner Kollegin Laura Mies ein Stipendium für den inklusiven Podcast "mies keck - über junge Menschen in und um Landshut". Das Stipendium ist mit 3.000 Euro dotiert.

Information zum Recherchethema

Sie schreiben für die Landshuter Zeitung und machen diesen Podcast. Ihnen ist klar: Landshut lebt, die Stadt gibt es immerhin seit 820 Jahren. Leider fühlt sie sich manchmal auch genau so an: alt. Mit ihren Behörden und den stolzen Gemäuern. Und doch gibt es junge Leute, die dort aufwachsen, leben und gerne bleiben. Warum sie noch dort sind, was sie dort lieben und was sie hassen, wollen sie erzählen, unterwegs mit anderen jungen Leuten. Landshut lebt. Sie zeigen, wie.

Begründung der Jury

Die Jury entschied sich einhellig für den "frischen" Podcast mit Inklusionscharakter, bei dem es sich um ein förderwürdiges lokaljournalistisches Projekt handelt.

Zitat von Matthias Keck

Zitat von Matthias Keck

"Soll Inklusion gelingen, müssen viele sich beteiligen: Gesetzgeber, die Barrieren verbieten, Eltern, die ihren behinderten Kindern ein selbstbestimmtes Leben zutrauen, Lehrer, die mit Wärme unterrichten, Freunde, die auch mal einen Rollstuhl schieben. Aber die wichtigste Person ist immer die betroffene selbst. Sie muss sich raustrauen, in die Welt, sie entdecken, muss lernen, arbeiten, bestenfalls in einem Job, der erfüllt. Behinderte müssen sich erlauben, zu leben, in der ganzen Fülle. Weil ich täglich erfahre, dass genau das möglich ist, will ich alle anderen Behinderten – gerade Rollstuhlfahrern, wie ich einer bin – Lust machen, sich zu zeigen. Nur dann motivieren wir andere, es uns gleich zu tun. Aber wir tun all das mit erschwerten Voraussetzungen, und darum brauchen wir Hilfe, unsere Ideen wahr werden zu lassen. Genau darum bin ich so stolz, Teil dieses Medienprojekts der Otto-Brenner-Stiftung zu sein. Das Stipendium geht direkt an mich, immerhin kann ich am besten entscheiden, wo ich als Lokalreporter wegen meiner Behinderung bei der Recherche zu scheitern drohe – und wie ich mich ermächtige, doch zu schaffen, was ich mir vornehme."

Informationen zu Matthias Keck

Matthias Keck

geboren am 27. 03.2002 in Landshut

Redakteur Landshuter Zeitung

Werdegang

Volontariat bei der Mediengruppe Attenkofer

  • Beginn der Ausbildung zum Redakteur in der Redaktion Freistunde in Straubing (Produktion eines wöchentlichen Jugendmagazins, von Social-Media-Beiträgen und einiger Podcast-Folgen) ab September 2020
  • mehrwöchige, überregionale Berichterstattung in der Mantelredaktion im Frühjahr 2022
  • Kurse an der Akademie der Bayerischen Presse, je zweiwöchig im Hochsommer 2021 und 2022
  • Ende der Ausbildung in der Landkreisredaktion in Landshut

Jungredakteur in der Landkreisredaktion in Landshut

  • hauptsächlich Reporterdienst, Aushilfen am Newsdesk
  • Gebietsbetreuung für den Markt Essenbach (Infrastruktur-Knoten, unter anderem mit Kernkraftwerk Isar, Endpunkt der Stromtrasse Südostlink, Baustelle Bundesstraße 15neu)
  • Mitentwicklung eines neuen Instagram-Konzepts

Unfall und Pause

  • Unfall im Mai 2023, Querschnittlähmung und Klinikaufenthalte bis September 2023
  • dreiteilige Tagebuch-Serie zum „Zweiten Leben“ als Rollstuhlfahrer in den Blättern der Mediengruppe Attenkofer im Spätsommer und Herbst 2023 (Platz eins des bayernweiten „Georg Schreiber-Medienpreises“ der AOK 2024)
  • Auftritt in der SWR-Sendung „Nachtcafé“ im November 2023
  • Wiedereingliederung von Dezember 2023 bis Februar 2024

Unbefristete Redakteursstelle

  • Redakteursvertrag seit April 2024
  • Fokus auf Tätigkeit als Reporter
  • Einführung eines Podcasts zur Jugend in und um Landshut zusammen mit einer Kollegin der Stadtredaktion (auf eigene Initiative), bevorstehende Veröffentlichung im Lauf des Jahres 2024

Ehrenamt

  • Mitglied der Katholischen Landjugendbewegung Frauenberg seit 2015, Amt des Schriftführers und Mitglied der Vorstandschaft von 2016 bis 2024, Teil der Laienspielgruppe mit jährlichen Theateraufführungen seit 2017
  • Seminar zum Sterbebegleiter beim Hospizverein Landshut 2022 (Engagement ruht, Aufbaukurs geplant)
  • Schirmherr der Landshuter Aktionswoche Inklusion

Kunst

  • journalistische Beiträge für das einmalig erschienene Magazin „Perlmutt“ zum Thema Träume eines Kunststudenten der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg im Winter 2022
  • Kurzgeschichte für das einmalige erschienene Magazin „BDSM“ unter dem Motto „Bienchen und Blümchen“ eines Kommunikationsdesignstudenten der Technischen Hochschule Augsburg
  • Drehbuchautor und Darsteller der Co-Hauptrolle im Kurzfilm „Redeemer“ im Frühjahr 2023 (Platz zwei in der Kategorie Talent beim Mittelfränkischen Jugendfilmfestival 2024)

 

Kurzinterview mit Matthias Keck

Matthias Keck, Redakteur Landshuter Zeitung

Was bedeutet das Stipendium für Sie? 

Freiheit! Denn wir, die Hosts unseres Podcasts, können nun selbst entscheiden, welche Technik wir anschaffen wollen und welche externen Aufträge wir für die Produktion vergeben. 

Warum möchten Sie gerne dieses Thema recherchieren? 

Wer in Landshut aufwächst, leidet oft an einem Minderwertigkeitskomplex – zumindest nehmen wir das bei uns und unserem Umfeld so wahr. Umzingelt von der Millionenmetropole München, dem studentischen Regensburg und dem noch studentischeren Passau, bietet Landshut auf den ersten Blick nur viel Mittelalter zum Anschauen – und Behörden. Trotzdem fühlen wir uns als junge Menschen hier wohl und wollen zeigen, was unsere Stadt samt Umland für unseresgleichen zu bieten hat, und zwar authentisch, nah, frech. 

Was möchten Sie mit Ihrem Thema erreichen? 

Andere junge Menschen motivieren, sich bei uns in der Gegend auszuleben und zu nutzen, was möglich ist. Gleichzeitig soll sich etwas ändern. Wer die Jugend halten will – als Auszubildende, Bewohner, aktive Bürger – muss auf sie zugehen. Wir fordern eine jugendfreundlichere Lokalpolitik. 

Was bedeutet das Stipendium für Ihre journalistische Zukunft? 

Der von der Stiftung geförderte Podcast fühlt sich für mich jetzt schon wie eine Lebensmarke an: Vorher der reine Lokaljournalist, der über Gemeinderat, Feuerwehr und Pfarrei berichtet, nachher der digitale Medienmensch, der neue Formate für sich entdeckt und eine ganz eigene Art der Recherche und des Erzählens in unserem Verlag einführt – und all das zusammen mit meiner Kollegin und guten Freundin Laura Mies.

 

 

 

Britta Bauchmüller

Die freie Journalistin Britta Bauchmüller erhält für ihr Thema "ETF, Immobilien, Renten – Wie Vorsorge klappt, wenn du chronisch krank oder behindert bist" ein Stipendium. Es ist mit 3.000 Euro dotiert.

Information zum Recherchethema

Welche Perspektiven haben chronisch kranke und behinderte Menschen für die Altersvorsorge? Gerade in der wirtschaftlich angespannten Lage drängt diese Frage.

Begründung der Jury

Die Jury entschied sich für das wenig beleuchtete Thema, das gute Lösungswege und Vorschläge aufzeigen kann.

Zitat von Britta Bauchmüller

"Ich möchte nicht über, sondern für Menschen mit Behinderung schreiben. Herkömmliche Ratgeber passen oft nicht zu ihrer Situation. Sie müssen sich aber genauso gut informieren können. Dank der Förderung der Otto Brenner Stiftung kann ich ein wichtiges Thema beleuchten, das es in den Redaktionen schwer hätte."

Informationen zu Britta Bauchmüller

Britta Bauchmüller

geboren am 17.10.1989 in Bergisch Gladbach

Freie Journalistin

Werdegang

  • Berufliche Situation: Meine bisherige Anstellung beim Kölner Stadt-Anzeiger im Team "Ratgeber, Magazin, Freizeit" endet im Oktober aus betriebsbedingten Gründen.
  • 10/2017 – 10/2024 Online-Redakteurin für Verbraucher und Geldthemen beim Kölner Stadt-Anzeiger, Köln, Themenentwicklung, Recherche und Redaktion, Online-Aufbereitung
  • 10/2016 – 09/2017 Redakteurin bei Rat für Ruhm und Ehre GmbH, Agentur für Unternehmenskommunikation, Düsseldorf/ Redaktion, Projekt Management, Konzeption
  • 07/2014 – 09/2016 freie Mitarbeit beim Handelsblatt in der Onlineredaktion, Düsseldorf
  • 08/2015 – 10/2016 Praktikum und freie Autorentätigkeit bei Stiftung Warentest & Finanztest zu Versicherungen und Recht, Berlin
  • 03/2011 – 10/2015 Praktika in fünf Redaktionen (z.B. „stern.de“, „n-tv.de“), jeweils zwei Monate

Berufsausbildung

  • 10/2010 – 09/20 Journalistische Ausbildung an der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft
  • 04/2011 – 07/2014 B. Sc. der Volkswirtschaftslehre mit Nebenfach Politik an der Universität zu Köln, Schwerpunkte Sozialpolitik und Gesundheitsökonomik

Kurzinterview Britta Bauchmüller

Britta Bauchmüller, Freie Journalistin

 

Was bedeutet das Stipendium für Sie?

Das Stipendium der Otto Brenner Stiftung ermöglicht es mir erst, mich dem Thema „Finanzielle Vorsorge für Menschen mit Behinderung“ journalistisch zu widmen. Ich weiß, dass ein großes Interesse bei anderen Menschen mit Behinderung und chronischer Krankheit besteht. Auch ihre Angehörigen suchen oft erfolglos Rat dazu. Insofern freue ich mich sehr.

Warum möchten Sie gerne dieses Thema recherchieren? Was möchten Sie mit Ihrem Thema erreichen?

Ich möchte erreichen, dass Menschen mit Behinderung sich genauso gut zu ihren Möglichkeiten informieren können wie andere. Das Thema Vorsorge geht alle an, für Menschen mit Behinderung oder Krankheit ist es sogar besonders relevant. Aber die herkömmlichen Ratgeber passen nicht zu Ihrem Leben und helfen ihnen nicht weiter. 

Was bedeutet das Stipendium für Ihre journalistische Zukunft?

Nachdem ich nicht mehr für die Kölner Stadt-Anzeiger Medien tätig bin, orientiere ich mich zurzeit um und suche eine neue Herausforderung, die zu mir passt. Das Stipendium verschafft mir mehr Zeit, mich auszuprobieren.

Mit einer tollen Aufgabe: Ich kann zwei Dinge kombinieren, für die ich brenne - Geldthemen leicht verständlich erklären und damit die wirtschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung voranbringen.

Pressemitteilung zu den Gewinner*innen der Auszeichnung für behinderte Journalist*innen

Zur Pressemitteilung vom 10. Juli 2024